Zur Narkose

Wenn es nötig ist, unsere Patienten in Narkose zu legen, verwenden wir unterschiedliche 
Narkose-Arten (Injektion oder Inhalation) und Medikamente die wir immer

  • der Tierart
  • dem Alter
  • dem Gewicht
  • der Rasse
  • und dem Allgemeinzustand des Patienten
  • sowie der Art des geplanten operativen Eingriffs

anpassen.

Voraussetzung dafür ist  immer eine gründliche Allgemeinuntersuchung des Tieres. Damit kontrollieren wir, wie Herz, Kreislauf und Lungen funktionieren, und stellen den Grad der Narkosefähigkeit fest.
Bei Risikopatienten und älteren Tieren empfehlen wir eine Blutuntersuchung vor der geplanten Narkose, damit wir auf eingeschränkte Organfunktionen Rücksicht nehmen können.

Für lange Operationen und bei Risikopatienten verwenden wir die Inhalations-Narkose, da diese sehr gut steuerbar ist und die Leber- und Nierenfunktion des Tieres nicht belastet.

Die Kastration des Rüden

Bei der Kastration des Rüden werden chirurgisch beide Hoden aus dem Hodensack entfernt.
Da die Hoden die Samenzellen und das Sexualhormon Testosteron produzieren, verliert der Rüde nach einer Kastration sein sexuelles Triebverhalten und seine Befruchtungsfähigkeit.

Warum ist eine Kastration sinnvoll ?
Mit 6-12 Monaten erlangen Rüden ( je nach Rasse) die Geschlechtsreife, welche an das Hormon Testosteron gebunden ist. Testosteron ist verantwortlich für das typische Rüdenverhalten wie z.B.:

  • Harnmarkieren,
  • Aufreiten auf andere Hunde/ Menschen,
  • Herumstreunen auf Weibchensuche und
    aggressives Verhalten gegenüber anderen Männchen

Eine Kastration beseitigt diese Verhaltensweisen größtenteils und vermindert vor allem auch den Trieb-Stress des Rüden (z.B. permanentes Fiepsen, Futterverweigern, Unruhe, wenn läufige Weibchen im für ihn "erschnüffelbaren" Umkreis/ Wohngebiet sind).
Beachten sollte man hierbei: je älter der Rüde zum Zeitpunkt der Kastration ist, umso fraglicher wird die vollständige Verhinderung dieser unerwünschten Eigenschaften.
Gleichzeitig lässt sich mit der Kastration eine   Gesundheitsprophylaxe häufiger “Testosteron-abhängiger Rüdenkrankheiten“ erreichen:

  • Prostataerkrankungen ( 80 % aller unkastrierten Rüden über 6 Jahre haben eine gutartige Prostatavergrößerung. Daraus können schmerzhafte Infektionen, Blutungen, Prostatazysten und –Abszesse entstehen, die eine Operation unumgänglich machen)
  • Das Hodentumor-Risiko wird vermindert
  • Perianaltumoren wird vorgebeugt ( = gewöhnlich gutartige Tumoren rund um den After, mit häufig großen, blutenden Geschwüren, die eine OP unumgänglich machen
  • Dem Vorhautkatarrh wird vorgebeugt (= lästiges Tröpfeln von gelblichem Sekret aus der Vorhaut, verstärkt durch sexuelle Aktivität)
  • Keine Gefahr von Hoden- oder Nebenhodeninfektionen

Vorgehen und Operationszeitpunkt
Oftmals werden Rüden bereits im Alter von 6-8 Monaten kastriert. Für den jugendlichen, gesunden Hund mit noch kleinen Hoden stellt dies einen verhältnismäßig kleinen Routineeingriff dar. Die neuerdings propagierte Frühkastration mit 6-14 Wochen ist unserer Meinung nach nur in speziellen Situationen ( Populationskontrolle) sinnvoll.
Der Rüde erhält eine Vollnarkose und sollte deshalb nüchtern sein (12 h vorher nichts gefressen haben). 
Die Haut wird in dem betreffenden Areal geschoren und desinfiziert, 1 kleiner Schnitt gesetzt durch den beide Hoden entfernt werden, nachdem Gefäße und Samenleiter abgebunden wurden.
Zum Schluß wird die Wunde in mehreren Schichten vernäht.

Die OP ist in der Regel nach ca. 30 Minuten abgeschlossen. Nur die oberflächlichen Hautfäden müssen nach ca.10 Tagen gezogen werden.

Risiken und Verlauf
Das Operations- und Narkoserisiko ist insbesondere bei jungen Rüden sehr gering. Der Hund erhält Schmerzmittel und erholt sich in der Regel sehr schnell. Unter allen Umständen muss der Hund am Lecken gehindert werden ( dafür gibt es verschiedene Halskragen- Modelle ) da es sonst zu Wundheilungstörungen und Entzündungen kommt.
Seltene Komplikationen sind Blutungen, Schwellungen und Wundinfektionen.
Gründe gegen die chirurgische Kastration:

  • Zuchtrüden
  • sehr alte Hunde, in schlechter gesundheitlicher Verfassung
  • Hunde mit erhöhtem Narkoserisiko

Die Alternative: "chemische Kastration"
Für Rüden bei welchen man aus oben genannten Gründen eine OP nicht durchführen möchte gibt es die Möglichkeit, mittels eines ca. reiskorngroßen Hormon-Implantat  eine Kastration auf Zeit herbeizuführen.
Das Implantat verfügt über eine Depot-Wirkung, die ca. 5-6 Monate anhält. In dieser Zeit sinkt das  Testosteron auf ein Basalniveau, so wie bei einer chirurgischen OP. Das Implantat muss nicht entfernt werden, die Wirkung ist jedoch nach der oben genannten Zeit nicht mehr gegeben und der Rüde ist auch wieder befruchtungsfähig. Diese Methode ist ebenfalls sehr sicher, reversibel und gut verträglich.

Oft gehegte Zweifel an der Kastration:

Mythos:

  • Der Hund verliert seinen Charakter, wird faul
  • Der Hund wird dick
  • Der Hund taugt nicht mehr als Wachhund

Fakt ist:

  • Nur Testosteronabhängige Verhaltensweisen ändern sich!
    Also nur das sexuelle Triebverhalten, nicht sein Aktivitätsniveau.
  • die hormonelle Umstellung nach der Kastration kann den Appetit steigern und die Fettverbrennung herabsetzen.
    Verringert der Besitzer die tägliche Futtermenge um 10-20 % oder stellt den Hund auf Spezialfutter für kastrierte Hunde um (reduzierte Kalorienzahl) und bietet dem Hund weiterhin ausreichende Bewegung an, so gibt es in dieser Hinsicht auch kein Problem >Konsequenz des Besitzers!
  • Die Kastration beeinflusst hauptsächlich die Aggression gegen andere Rüden als Konkurrenten um Weibchen,  nicht aber konditioniertes Aggressions-/oder Schutz-Verhalten gegenüber Menschen.
  1.  

(Quelle: mit freundlicher kollegialer Unterstützung -
  Dr. med.vet. Risch D. Cantieni, Gams/Schweiz )

Kastration der Hündin

Hündinnen werden ca. im Alter von 6-12 Monaten (kleinere Rassen werden früher geschlechtsreif) das erste Mal ’läufig’, d.h. geschlechtsreif.
Hündinnen, die nicht zur Zucht verwendet werden sollen, werden auch frühkastriert, d.h. vor der ersten Läufigkeit. 
Ein großer Vorteil und Grund eine Hündin überhaupt zu kastrieren ist, dass kastrierte Hündinnen viel seltener Gesäugetumoren bekommen als andere.
Außerdem scheint die Gefahr von Harnträufeln (Inkontinenz) bei früh kastrierten Tieren geringer zu sein  als bei später operierten Tieren.
Allerdings gehen die Ansichten über den richtigen Zeitpunkt der Kastration einer Hündin selbst  innerhalb der Tierärzteschaft  stark auseinander.
Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht.
Die Gegner der Frühkastration nennen als entscheidenden Nachteil die Tatsache, dass es durch den fehlenden Einfluss der Geschlechtshormone zu einer mangelhaften Entwicklung – sowohl psychisch als auch körperlich- kommen kann. Auch wird eine ungenügende körperliche und soziale Reife befürchtet, weshalb oftmals der Abschluss der Wachstumsphase bzw. bis zu zwei Läufigkeiten abgewartet  wird.
Generell sollten Hündinnen nicht während einer Läufigkeit sowie bei bestehender Scheinträchtigkeit kastriert werden, sondern während der Phase der „sexuellen Ruhe“, dem sog. „Anöstrus“ (ca. 2 – 3 Monate nach Ende einer Läufigkeit).

Normaler Ablauf der Operation:
Der nüchterne Patient wird nach eingehender allgemeiner Untersuchung in Narkose gelegt, ein Schmerzmittel / Antibiotikum injiziert und es erfolgt ein intensives Narkose-Monitoring. 
Da bei der Hündin die Bauchhöhle eröffnet wird, um die Eierstöcke zu entfernen ist, ein besonders sorgfältiges und steriles Arbeiten erforderlich. Nach  Entfernen der Eierstöcke wird die Bauchdecke in mehreren Schichten verschlossen. Dabei verwenden wir für die Innennähte resorbierbares (d.h. sich selber auflösendes) Material und nur für die äußerste Hautnaht einen nicht resorbierbaren Faden, diese äusseren Fäden müssen dann nach ca.10 Tagen gezogen werden.
Auch die Hündin muss daran gehindert werden, an der Operationswunde zu lecken. Dies erfolgt entweder mit Hilfe eines Halskragens oder bei ruhigeren Tieren auch durch einen Schutzanzug / Hundebody.
Bei Hündinnen ist die Kastration grundsätzlich eine tiefgreifendere und schmerzhaftere Operation als beim Rüden, da es sich um eine Bauch-Operation handelt. 
Allerdings verkraften die meisten Tiere durch den Einsatz von geeigneten Schmerzmitteln den Eingriff sehr gut und fressen nach kurzer Zeit wieder und sind munter.

Kastration des Katers

Der Kater wird mit ca. 6-8 Monaten geschlechtsreif.
Bereits im Alter von 5 Monaten kann ein Kater, der keine unerwünschten Nachkommen produzieren soll, kastriert werden. 
Für eine Kastration spricht auch, dass es somit nicht zu Harn-Spritzen in der Wohnung und unerwünschtem Streunen/ Fernbleiben des Tieres kommt.
Es kommt auch wesentlich seltener zu Rangkämpfen und Verletzungen mit anderen freilaufenden Katern und somit auch bakteriellen und viralen Infektionen(FIV - Virus).
Darüber hinaus ist eine Bindung an den Menschen bei unkastrierten Katern meist nur sehr schwach ausgeprägt.

Normaler Ablauf der Operation:
Verlauf ähnlich wie beim Rüden (s.o.), die Hoden werden hier durch zwei Hautschnitte entfernt, allerdings wird die Wunde nicht vernäht und das Fädenziehen entfällt somit.
Auch benötigt der Kater nach der Operation keinen Halskragen.

Kastration der Katze

Katzen werden in der Regel noch vor den Katern geschlechtsreif, durchschnittlich mit 5-9 Monaten.
Auch hier gibt es rassebedingte Unterschiede, z.B. gelten Siam- oder Heilige Birma-Katzen als besonders frühreif, sie sind z.T. schon mit 4 Mon. fortpflanzungsfähig.
Häufig suchen uns Besitzer spätestens nach der ersten Rolligkeit / Raunze  ihrer Katze für eine Kastration auf, aber auch bei der Katze gibt es die Möglichkeit einer Frühkastration im Alter von 4 Monaten , also vor Eintritt der Geschlechtsreife.
Der Vorteil ist, dass eine unerwünschte Trächtigkeit so sicher vermieden werden kann.
Auch hier ist die Tierärzteschaft nicht überall einer Meinung, Gegner der Frühkastration warnen vor einem vermindertem Wachstum + Entwicklungsdefiziten der Jungtiere oder führen eine stärkere Gewichtszunahme bei frühkastrierten Katzen an.
Sicher ist aber, dass die Gewichtszunahme aktiv vom Besitzer verhindert werden kann durch eine Umstellung auf energieärmere Spezialnahrung für kastrierte Katzen.

Normaler Ablauf der Operation:
Nach einer allgemeinen Untersuchung des Gesundheitszustandes und der Narkosefähigkeit wird der nüchternen Katze eine Vollnarkose verabreicht.
Auch bei der Katze wird die Bauchhöhle eröffnet und die Eierstöcke entfernt, anschließend wird die Bauchwunde in mehreren Schichten verschlossen, die äußerste Schicht wird mit einem Faden genäht oder mit Klammern verschlossen, welche nach ca. 10 Tagen gezogen werden müssen. 
Da die Katze an der Wunde nicht lecken darf, um eine Wundinfektion oder Beschädigung der Naht zu verhindern, ist es auch hier erforderlich, dass das Tier einen Halskragen oder Schutzbody während der Wundheilungsphase trägt.